Pfarrkirche St. Cyriakus in Weyer ist eine von sechs Stationen bei der 10. Jubiläums-Archäologietour Nordeifel. Foto: Karin White-Rahneberg/LVR/pp/Agentur ProfiPress |
Die von Legenden umrankte Pfarrkirche in Weyer ist eine von sechs Stationen bei der Archäologietour Nordeifel - Viele Aktionen für Kinder
Mechernich/Kreis Euskirchen -
Wie spannend die Geschichte der katholischen Pfarrkirche St. Cyriakus auf einer Anhöhe am Rande des Dorfes Weyer ist, können Teilnehmer der Archäologietour Nordeifel erfahren. Denn die Tagesrundreise in die Vergangenheit der Region mit vielen Aktionen für Kinder, die am Sonntag, 2. Oktober, von 10 bis 18 Uhr, bereits zum zehnten Mal von den Kommunen und dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland veranstaltet wird, führt in diesem Jahr zu sechs Objekten aus unterschiedlichen Zeiten in Dahlem, Hellenthal, Kall, Mechernich, Nettersheim und Zülpich und darunter eben zur hochmittelalterlichen Kirche in Weyer, um die sich viele Legenden ranken.
Bei der Pressekonferenz in der Pfarrkirche St. Cyriakus in Weyer sagte Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick: „Die Stärkung des Tourismus in der Nordeifel ist in den letzten zehn Jahren enorm vorangekommen - gerade auch durch die gute Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg. Die Archäologietour mit einer stimmigen Mischung aus bekannten und weniger bekannten Denkmälern hat sicherlich zu diesem Erfolg beigetragen."
„Vielfach wird in den jeweiligen Orten so die Werbetrommel gerührt, dass da die reinste Dorffeststimmung aufkommt, und wir haben die Erfahrung gemacht, dass gerade die Dorfbewohner selbst noch einiges Neues erfahren können bei den Veranstaltungen", sagte Sabine Wahlen, Teamleiterin Kultur und Tourismus bei der Stadt Mechernich. Die spätgotische Kirche in Weyer zählt zu den ältesten Pfarrkirchen im Mechernicher Stadtgebiet und war einst dem Kloster Steinfeld eingegliedert. Bei Bauarbeiten deckte man wiederholt Gräber auf, die belegen, dass die Kirche auf einem frühmittelalterlichen Gräberfeld errichtet wurde. Älter noch ist ein Weihestein für römische Muttergottheiten, den sogenannten Matronen, den man 1991 bei Renovierungsarbeiten im Altar der Kirche entdeckt hat. Dieser Matronenstein steht im Original im Turm der Kirche und wird für die Archäologietour noch besonders in Szene gesetzt. Die Inschrift unterhalb der Darstellung der drei Matronen besagt, dass Lucius Caldinius Fir- minius den Vaccalinehischen Matronen diesen Weihestein einst setzte. Ein Heiligtum dieser Matronen liegt nur etwa vier Kilometer entfernt, im Wald zwischen Nöthen und Pesch; vielleicht stammt der Stein von dort, Für die Nutzung des Steins im christlichen Kontext waren auf seiner Rückseite fünf Kreuze und eine Vertiefung für die Aufnahme einer Reliquie eingeschlagen worden.
Für Aufsehen sorgte der 1991 in Weyer entdeckte Matronenstein mit drei sitzenden Göttinnen in langen Gewändern. Er wird für die Archä- ologietour besonders in Szene gesetzt. Foto: Prof. Dr. Klaus Grewe/LVR/ pp/Agentur ProfiPress |
Schon 1932 wird in der Reihe „Kunstdenkmäler der Rheinprovinz", dem amtlichen Kunstdenk- mäler-lnventar der preußischen Rheinprovinz, von einer Sage berichtet, nach der an der Stelle der Kirche ein „Heidentempel" gestanden haben soll. Die archäologischen Untersuchungen 1991 konnten dies nicht bestätigen. Der im Altar vermauerte Matronenstein, der auch schon bei älteren Umbaumaßnahmen aufgefallen sein wird, hat sehr wahr scheinlich die Legendenbildung befeuert. Neben Führungen durch die Archäologen des LVR bietet das Vereinskartell in Weyer auch zwei Kinderaktionen an. Unter dem Motto „Was steht denn da?" findet eine Kinderrallye in und um die Kirche statt. Außerdem können Kinder ihren eigenen Matronenstein in Gips kreieren. Im Bürgerhaus übernimmt ebenfalls das Vereinskartell Weyer die gastronomische Versorgung der Tour-Teilnehmer und bietet unter anderem frische Ei- feler Reibekuchen zur Stärkung an. D;e Betreuung vor Ort über- Sabine Wahlen sowie die ..r-'.' :arbeiter Steve Bödecker, E_;en Rung und Sandra Gostelli. .'/eitere Stationen sind die Pinie" als Relikte des Eisenerzbergbaus in Kall-Golbach, der heute ais Bodendenkmal geschützte Sy- "agogenstandort in Hellenthal- Blumenthal, die Pfarrkirche St. Stephani Auffindung mit Präsen tation der aktuellen Ergebnisse der Bauforschung und Ausgrabungen in Zülpich-Bürvenich, der Fels im Steinbruch „Kaninhecke" bei Nettersheim mit Fossilien aus dem Mitteldevon und die Burgruine in Dahlem-Kronenburg mit Burgsiedlung und Gartenterrassen.
Um 1500 wurde die Kirche in Weyer zu einer spätgotischen Hallenkirche umgebaut. Die teilweise von spätgotischem Gewölbe überschnittenen Rundbogenfenster und die ungleich gestalteten Pfeiler sind noch sichtbare Hinweise auf die ursprünglich romanische Basilika aus dem Hochmittelalter. Foto: Karin White-Rahneberg/LVR/pp/Agentur ProfiPress |
Eine Anmeldung zum Besuch der Sehenswürdigkeiten ist nicht erforderlich, der Eintritt ist überall frei. Ganztägige Busexkursionen unter Leitung von erfahrenen Kennern der Eifel werden auch in diesem Jahr angeboten, allerdings sind bereits alle fünf Busse ausgebucht. Jedes Jahr gibt es bei der Archäologietour Nordeifel ein kleines Gewinnspiel. Unter dem Motto „6 Stationen - 6 Fragen" müssen die Teilnehmer dazu Fragen auf einer Postkarte ausfüllen. Die Postkarten liegen an den Stationen aus. Sie können dort eingeworfen oder bis zum 17. Oktober an die Nordeifel Tourismus GmbH gesendet werden. Zu gewinnen sind Jahreskarten für die LVR-Museen, Freizeitführer und Wanderkarten aus der Region sowie interessante Bildbände zur Archäologie.
Weitere Informationen erhalten Interessierte im Internet unter www.archaeologietour- nordeifel.lvr.de sowie telefonisch unter Info-Telefon 0228/9834-0. pp/Agentur ProfiPress